Griechische Transkriptionen des Tetragramms

Zwei griechische Umschriften des Tetragramms sind besonders wichtig. Die ägyptischen Zauberpapyri enthalten zwar auch Transkriptionen in ihren Zauber- und Beschwörungsformeln, aber es ist nicht zu unterscheiden, ob es sich um sinnloses Geplappere oder um tatsächliche Kenntnis der Aussprache handelt. Es werden nämlich in allen möglichen Kombinationen alle möglichen Götternamen angeführt, weil es als „Macht“ angesehen wurde, die Namen der Götter zu kennen. Zwei Transkriptionen aber bei Kirchenvätern sind überliefert, die auf echter Kenntnis der Aussprache beruhen könnten und auch keine Kurzformen wiedergeben.

Clemens Alexandrinus
Clemens Alexandrinus

Im Buch V der „Teppiche“ (Stromata) des Klemens von Alexandrien (gestorben vor 215) findet sich die erste der beiden Umschriften. Hierbei gibt es jedoch eine Lesart ohne den letzten Buchstaben, wohl weil es eben ein Tetragramm (= 4 Buchstaben) ist.

Epiphanius/Theodoret
Epiphanius/Theodoret

Die zweite Transkription ist bei Epiphanius und Theodoret (4./5. Jhd.) nachgewiesen. Zwar besteht optisch ein deutlicher Unterschied zwischen beiden Umschriften, aber sie sind weit weniger voneinander entfernt, als es scheint. Der Doppelvokal Omikron/Ypsilon der ersten Umschrift kann für ein „W“ stehen. Aber auch das Beta der zweiten Umschrift kann für „W“ stehen, denn das ist die weiche, ungeschärfte Aussprache des hebräischen Konsonanten. „Beth“ ist der zweite Buchstabe des hebräischen Alphabets und bezeichnet „B“ und „W“. Für ein hebräisches „Beth“ kommt nur das griechische „Beta“ in Frage. Die Aussprache Jabe=Jahwe ist zu erahnen. Das griechische Beta bezeichnet den hebräischen Konsonanten, während der Doppelvokal in der ersten Umschrift versucht, die vokalische Wiedergabe zu erfassen. Jahwe ist somit in beiden Umschriften die mögliche Aussprache. Es darf nicht vergessen werden, dass die griechische Sprache keinen eigenen Buchstaben für das „H“ kennt, sondern nur einen Hauchlaut hat, der zu Beginn eines Wortes geschrieben werden kann.

Sicher ist die Aussprache „Jahwe“ nicht, aber es ist durch diese griechischen Transkriptionen bei den Kirchenväter doch wahrscheinlich.